EMAF-Ausstellung in Brüssel
Unter Verdacht:
Medien und Kontrolle
Mit der Ausstellung im Rahmen des letzten European Media Art Festivals zum Thema „WE, THE ENEMY – Leben unter Verdacht“ hat das Festival nicht nur im Inland für Furore gesorgt:
Nach dem Goethe-Institut in Paris zeigt nun auch das Goethe Institut Brüssel vom 19. März bis 11. April 2015 verschiedene Positionen aus der letzten und vorherigen Ausstellungen des Festivals.
Weitere Infos zur Ausstellung auch auf den Seiten des Goethe Instituts.
Ausstellung: 20. März - 11. April 2015
InBetween | Chaussée d'Ixelles - Elsensesteenweg 211 | 1050 Brüssel
Vernissage: 19. März 2015, 19:00 Uhr
Goethe Institut Brüssel
Rue Belliard 58/Belliardstraat 58
1040 Brüssel/Belgien
Mark Formanek, D 2004
Standard Time
Insgesamt 70 Arbeiter fertigen synchron zur Echtzeit aus Holzbrettern eine 4 x 12 Meter große fortlaufende digitale Zeitanzeige: 1611 Umbauten in 24 Stunden. Lückenlos aufgenommen auf Video steht nun ein 24 stündiger Film bzw. eine Uhr zur Verfügung.
Standard Time ist eine Arbeit des Künstlers Mark Formanek, realisiert durch die Medienagentur Datenstrudel.
Reynold Reynolds, USA/D 2008
Secret Life
Eine Frau, gefangen in ihrer Wohnung, verliert den Bezug zu Zeit und Raum. Die Dinge und Gedanken beginnen zu leben und zu verfallen. Sie übernehmen die Kontrolle über die Zeit. In dieser Umgebung verschwinden die Grenzen von Realität, Bewusstsein und Unbewusstem.
Niklas Goldbach, D 2010
TEN
TEN zeichnet das Sinnbild der Undurchsichtigkeit entscheidungstragender Machteliten. Das Zusammenkommen einer Gruppe von zehn Männern, die in vieldeutigen Ritualen über Schicksal und Verhängnis entscheiden, oszilliert zwischen dystopischer Fiktion und schonungsloser Bestandsaufnahme: Die emotions- und distinktionsbefreiten Zehn, allesamt ein und dieselbe Person, sind gefangen zwischen elitärem Repräsentationsgebaren und lethargisch-entrückten Handlungen. Der Blick hinter die Kulissen eines Gipfeltreffens, dessen Bühne eine sterile, ent-individualisierte Luxussuite im nächtlichen Athen bildet, lässt den überschrittenen Höhepunkt eines brüchigen Machtsystems vorausahnen, der sich letztlich nur noch durch die Performanz seiner eigenen Ikonographie zu erhalten sucht.
Mischa Kuball, D 2009
CNN
Auf einem Aktenschrank steht ein Fernseher, dessen Programm allerdings kaum wahrnehmbar ist. Er wird von einer schwarzen Blende verdeckt, die den Blick auf das Bild nur innerhalb der Aussparung des Logos von CNN freigibt. Kuball schafft mit CNN eine Skulptur, die darauf verweist, dass Krieg medial nicht vermittelbar ist. Der Krieg bleibt das ferne Andere, das zur vielfältigen Projektion dient. Medieninhalte sind Produkte der Unterhaltungsindustrie, die den Formaten der TV-Stationen angepasst sind und sich als Umfeld für die den Sender finanzierende Werbung eignen müssen. Die Medienskulptur CNN lenkt den Blick auf die Tatsache, dass Nachrichten immer auch mit einer Absicht verbreitet werden, die unausgesprochen bleibt. Wie die von Kuball verwendete CNN-Maske sind auch die Interessen der »Meinungsmacher « manchmal zu offensichtlich, um aufzufallen.
Bjørn Melhus, D 2008
Deadly Storms 1 - 3
Ausgangspunkt der Installation "Deadly Storms 1-3" von Bjørn Melhus ist der Nachrichtensender FOX NEWS von Rupert Murdoch, einer der machtvollsten und einflussreichsten Nachrichtenkanäle in den Vereinigten Staaten. FOX NEWS nimmt für sich eine faire und ausgewogene Berichterstattung in Anspruch, aber die republikanische Propaganda-Maschine formt eine Atmosphäre des ständigen Alarms als Teil des "War on Terror" und einer Politik der Angst.
Gregor Kuschmirz, D 2014
Shy Camera
Die schüchterne Kamera ist eine interaktive Installation: In der Raummitte kreist eine Kamera an der Decke langsam um ihre eigene Achse. Wann immer jemand in die Nähe kommt, wendet sie sich von ihm ab.
Harun Farocki, D 2010
Ernste Spiele 1 - Watson ist hin
Im Herbst 2009 filmten wir auf dem Stützpunkt der Marine in 29 Palms, Kalifornien, eine Übung. Vier Marines, die in einem Klassenraum saßen, stellten die Besatzung eines Panzerfahrzeugs dar. Sie hatten Laptops vor sich, auf denen sie das eigene Fahrzeug und andere des Verbandes durch eine Computer-Animationslandschaft lenkten und fahren sahen. Das simulierte Afghanische Gelände geht auf die geografischen Daten Afghanistans zurück. Eine Straße in der Computer-Landschaft verläuft so, wie sie auch im wirklichen Afghanistan verläuft; das gleiche gilt für jeden Baum, den Bewuchs des Bodens oder die Höhenzüge. Der Ausbilder platziert Sprengsätze und setzt im Gelände „insurgents“, Aufständische, aus. Ein Heckenschütze erschoss den Bordschützen des Panzerfahrzeugs, das wir mit der Kamera dokumentierten. Wenn ein Panzerfahrzeug über das Brachland fährt, wirbelt es einen Staubschweif auf. Je mehr Bewuchs es gibt, desto weniger Staub. Auf der Asphaltstraße gar kein Staub. Bei all dieser Treue im Detail ist der Tod im Computerspiel etwas anderes als der reale.
Gerhard Richter, D 2000
Bridge 14 FEB 45
Gerhard Richter wählt eine computerbearbeitete Luftaufnahme vom kriegszerstörten Köln, seinem langjährigen Lebens- und Schaffensort, und betitelt sie mit dem Datum des Bombeninfernos von Dresden, der Stadt seiner Jugend, um zwei Stationen seiner persönlichen Geschichte mit der apokalyptischen Deutschlands zu verschränken. Richter bleibt trotz seiner biografischen Nähe zu den beiden Städten seiner distanzierten Sicht von oben treu, so dass die Zerstörung erst auf den zweiten Blick erkennbar ist. Das Foto repräsentiert keine Ruinenlandschaft sondern eher den analysierenden und/oder dokumentierenden Blick des (Bomber-) Piloten, der gewohnt ist, die Welt als Kartierung zu lesen.
Elena Artemenko, RUS 2013
Comfortable Protest
Artemenko unterstützt Aktivisten und Demonstranten humorvoll mit der Entwicklung eines kompakten Protest-Kits, eines multifunktionalen Rucksacks für die spontane Aktion: Stifte und Demo-Schild für das bunte Protestplakat, Schirm und Plane gegen die Widrigkeiten des Wetters, Hocker und Kissen für die Aktivismus-Pause und ein Erste-Hilfe-Pack zur schnellen Versorgung.